Auf Friedensmission im Heiligen Land-Nahostexperte Johannes Zang hält Vortrag am Adalbert-Stifter-Gymnasium

Der Nahostkonflikt bewegt seit Jahrzehnten die Weltpolitik, ein Ende scheint nicht in Sicht, eine Lösung schwierig bis unmöglich. Der Journalist und Autor Johannes Zang lebte lange in Israel – auch zu Kriegszeiten. Unserer zwölften Klasse berichtete er von seinen Erfahrungen.

Zang beleuchtete die Neuwahlen, die Amtsinhaber Benjamin Netanjahu von der konservativen Likud-Partei für sich entschied. Ihm gab er eine Mitschuld am Andauern des Konflikts: Netanjahu schüre beim israelischen Volk gezielt Ängste und hetze gegen Palästinenser. Beherrschende Themen in Israel seien die Angst vor der iranischen Atombombe, wobei Israel selbst mindestens über 80 Sprengköpfe verfüge, und die Angst vor palästinensischen Raketen aus dem Gazastreifen. Zang zeigte anhand einer Karte die jüdischen Siedlungen im Westjordanland, in dem hauptsächlich Palästinenser, jedoch auch jüdische Siedler leben. Für diese gebe es Bypass-Straßen, die von Palästinensern nicht benutzt oder überquert werden dürfen. Das führe dazu, dass Palästinenser bestimmte Dörfer gar nicht oder nur zu Fuß erreichen könnten. Eines der schlimmsten Erlebnisse habe er im Dezember 2005 gehabt, als er mitansehen musste, wie ein palästinensisches Haus abgerissen wurde, weil die Familie keine Bauerlaubnis hatte. 94 Prozent aller Bauanträge der Palästinenser würden abgelehnt, der Rest würde oft nur gegen Zahlung horrender Gebühren genehmigt. Zang nannte aber auch ein positives Beispiel, das zeige, dass Kooperation zwischen den beiden Völkern möglich ist: die Organisation „Palestine-Israel Journal“: Palästinenser und Israeli, die viermal pro Jahr gemeinsam eine Zeitschrift herausgeben und seit 20 Jahren vertrauensvoll zusammenarbeiten, für Zang „ein kleiner Hoffnungsschimmer“.

Warum er sich in Israel engagiere, fragte ein Schüler in der Diskussionsrunde. Er habe sein Theologiestudium in den 80er-Jahren abgebrochen, um eine Auszeit in Jerusalem zu nehmen. Zang arbeitete dort als Zitronenpflücker und in einem Altenheim in Tel Aviv und war begeistert vom Land. Von 2005 bis 2008 lebte er mit seiner Frau in Jerusalem, er ist immer noch mehrmals pro Jahr im Heiligen Land und betreut Pilgergruppen, außerdem berichtete er schon für zahlreiche deutsche Zeitungen und veröffentlichte Bücher zum Thema.

Von Deutschland und der EU wünsche er sich klarere Worte zum Unrecht gegenüber den Palästinensern. „Die deutsche Politik ist aufgrund der NS-Vergangenheit sehr vorsichtig mit kritischen Aussagen gegenüber Israel“, so Zang.

Michael Kronawitter, PNP