Dem Reichtum auf der Spur

Exkursion des W-Seminars Geographie nach Burghausen

Wenn es um den guten Ruf, neudeutsch die „reputation“ geht, dann hat es die Salzachgemeinde Burghausen fürwahr leicht: Schon seit dem Spätmittelalter gilt sie dank ihrer verkehrsgünstigen Lage, dank Zoll- und Handelsprivilegien sowie ihres ehemaligen Status‘ als oberbayerische Verwaltungshauptstadt als außerordentlich wohlhabend und idealer Anlaufpunkt für alle kunstsinnigen und kulturbeflissenen Besucher. Unter der prächtigen Burg, der längsten ganz Europas und lange Zeit bewohnt von einem Adelsgeschlecht mit dem bescheidenen Beinamen „die Reichen“, strahlt eine wunderbar erhaltene Altstadt bis heute einen mittelalterlichen Charme in nahezu vollkommener Perfektion aus.

Wie aber kam es zu dieser Entwicklung? Und welche Rolle spielen Burg, Tourismus und Tradition einerseits, modernste Chemie-, Edelgas- und Computerchipproduktionsanlagen andererseits? Eine ideale Fragestellung für das W-Seminar Geographie unserer Q12, das sich intensiv mit den Facetten städtischer Entwicklungsprozesse auseinandergesetzt und vielfältig selbst dazu geforscht hatte.

Bei herrlichem Frühlingswetter begann man mit einer ausgiebigen Erkundung der Burganlage und lernte dabei viel über die historische Geographie und über den mittelalterlichen Wohlstand, um dann doch etwas baff vor der leeren Schatzkammer stehen. Ein Krieg hatte gereicht, all das zu zerstören und die Stadt in eine jahrhundertelange Bedeutungslosigkeit verschwinden zu lassen. Umso bedeutsamer wurde damit die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte, die zahlreiche moderne Unternehmen an die Salzach brachten und dem Ort als Teil des „Chemiedreiecks“ internationale „reputation“ wie auch stark sprudelnde Steuereinnahmen bescheren. Dass damit eine erneute Phase des Reichtums einkehren konnte, verdeutlichte den Schülern nicht zuletzt die Erkundung der Altstadt. Hervorragend in Schuss gehalten, durch zahlreiche Kunstwerke, Gratisparkplätze und Cafés aufgewertet zeigen hier schon die Immobilienpreise, welche große Anziehungskraft dieses pittoreske Ensemble mittlerweile wieder ausübt.

Fazit: Eine interessante Exkursion in einer Stadt mit wohl einzigartiger Geschichte. Und mit einer weit über geographische Erkenntnisse hinausgehenden einhelligen Synthese des Seminars ganz zum Schluss: „Die Leberkässemmel kostet hier genauso viel wie in Passau, schmeckt aber ned ganz so guad“. Man könnte es auch auf neudeutsch nicht besser auf den Punkt bringen: „there is halt doch no place like home“!

Andreas Schöps