Geldpolitik in bewegten Zeiten: Chancen und Risiken

So lautete das Thema des Vortrags, den der Leiter der Bundesbankfiliale Regensburg, Herr Reinhard Pfaffel, für unsere Oberstufenkurse Wirtschaft und Recht hielt. Er stellte unseren Schülerinnen und Schülern zunächst die Möglichkeit eines Dualen Studiums zum Bachelor of Science – Zentralbankwesen/Central Banking vor, das in eine Beamtenlaufbahn des gehobenen Bankdienstes mündet. Daran anschließend gab er einen sowohl wirtschaftswissenschaftlich fundierten wie praxisnahen Einblick in die Grundzüge und aktuellen Ansätze der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB).

Vorrangiges Ziel der EZB ist die Preisniveaustabilität oder, in der geldpolitischen Fachsprache ausgedrückt, ein harmonisierten Verbraucherpreisindex – nahe bei –  aber unter zwei Prozent. Bedeutsam in diesem Zusammenhang ist, dass nur die tatsächliche Entwicklung der Verbraucherpreise im Durchschnitt der Euroländer betrachtet wird, nicht aber die Entwicklung der Preise für Immobilien, Gold oder Aktien. Der Präsident der EZB, Mario Draghi, weist deshalb immer wieder auf das Schreckensgespenst einer Deflation hin und begründet damit seine expansive Geldpolitik, angefangen bei der Nullzinspolitik, den Negativzinsen für Einlagen bis hin zum Ankauf von Wertpapieren (Staatsanleihen, forderungsbesicherte Wertpapiere, usw.) im Wert von 2,6 Billionen Euro. „Shoppen macht Spaß“ – so die Botschaft dieser aktuellen, expansiv ausgerichteten Geldpolitik. Doch wird das von den Banken billig zur Verfügung gestellte Geld weder von Unternehmen noch von den Verbrauchern in der von der EZB erhofften Menge nachgefragt. 

Im Weiteren ging Herr Pfaffel auf die Nebenwirkungen des Niedrigzinsumfeldes, zum Beispiel auf Politik, Unternehmen oder die Profitabilität deutscher Banken ein. Im Gegensatz zur Sichtweise der EZB ist die Deutsche Bundesbank der Meinung, dass die derzeitigen, relativ niedrigen Inflationsraten nicht unbedingt gefährlich seien. Als Beleg für diese Überzeugung führte der Referent die Kerninflationsrate an, die sich konstant um ein Prozent bewegt. Krisenmaßnahmen wie das riesige Anleihen-Aufkaufprogramm seien damit aus Sicht der Deutschen Bundesbank eigentlich überflüssig und mit zu großen Risiken behaftet.

Herr Pfaffel verstand es hervorragend, den Schülerinnen und Schülern essentielle Bereiche der Geldpolitik näherzubringen und sie durch gezielte Fragen immer wieder in den Vortrag miteinzubinden.

Am Ende der Veranstaltung forderte der Referent die Schülerinnen und Schüler eindringlich dazu auf, sich für ökonomische Zusammenhänge zu interessieren, da zahlreiche Entscheidungen im Rahmen der Geld- und Wirtschaftspolitik starke Auswirkungen auf unser persönliches Umfeld haben.

Cornelia Zwirner