Den gesunden Menschenverstand gebildet

Migration zählt zu den sogenannten „Megathemen“ des 21. Jahrhunderts, was nicht weniger bedeutet, als dass die gesamte Menschheit davon betroffen ist. Schon die aktuellen Diskussionen um den UN-Migrationspakt und die mitunter dramatischen öffentlichen Proteste dagegen verdeutlichen, dass die Thematik auch in der gesellschaftlichen Debatte in Deutschland angekommen ist. Mehr denn je ist da ein jeder von uns gefordert, sich im Spannungsfeld von Wanderungsursachen und –folgen eine substantiierte Meinung zu bilden. Wie aber kommt man an belastbare Informationen, wie unterscheidet man Fakten von Fake News und wie kann man so zu einer durchdachten eigenen politischen Haltung kommen?

Mit Klaudia Wegschaider fand sich eine in vielfältiger Hinsicht ideale Referentin zu dieser Thematik im ASG ein. Die gebürtige Oberösterreicherin hat in Costa Rica, Kanada, England und zuletzt Deutschland gelebt, studiert und gearbeitet und zu Migrations- und Demokratiethemen bei der Bertelsmann Stiftung publiziert. Als Doktorandin an der renommierten Universität in Oxford forscht sie zum Themenbereich „Demokratie und Migration“.

Klaudia Wegschaider brachte den beiden Geographie-W-Seminaren der Q12 in sehr schülernaher und informativer Art und Weise zunächst grundlegende Informationen zu Migration und Diskriminierung nahe. Dem schlossen sich offen geführte, undogmatische Diskussionen zu den unterschiedlichsten Aspekten an, die von der Geschichte globaler Migrationsbewegungen über den kritischen Umgang mit Informationen aus sozialen Medien bis hin zu Problemen im Zuge des Brexit und der immanenten Verrohung des gesellschaftlichen Umgangs mit dem Fremden reichten.

Allen Teilnehmenden wurde einmal mehr deutlich: Wir alle stehen in der Verantwortung, uns nicht nur politisch zu engagieren, sondern dies auch wohlbedacht und im besten demokratischen Sinne zu tun. Ein wesentlicher Aspekt dieser tagtäglichen Herausforderung, und dies war auch die zentrale Botschaft von Klaudia Wegschaider, ist die Bereitschaft, sich genau zu informieren, sich auch mit gegenläufigen Meinungen auseinanderzusetzen und die eigene Weltsicht beständig kritisch zu hinterfragen. Oder um es etwas freier mit Immanuel Kant zu formulieren: Nichts bildet den gesunden Menschenverstand mehr als die Begegnung mit dem Anderen – und wohl wenig könnte problematischer sein als Ignoranz und Abschottung.

Andreas Schöps