Das Beste kommt (fast) zum Schluss

Die besten W-Seminaristen des Adalbert-Stifter-Gymnasiums präsentieren ihre Arbeiten

Vollbesetzt mit Schülern, Eltern und Lehrkräften war unsere Mensa zur Prämierung der besten Seminar-Arbeiten, die in diesem Schuljahr erstmalig stattfand. Sieben Schülerinnen und Schüler unserer Q12 präsentierten in je sieben Minuten die Schwerpunkte ihrer Ergebnisse, angesichts der Komplexität mancher Themen eine große Herausforderung. Ziel war zum einen, der Q11, die gerade im Schaffensprozess für ihre Dokumentationen steckt, zu zeigen, welche Erwartungen an sie gestellt werden. Zum anderen sollten die zum Großteil herausragenden Resultate „nicht nur der kleinen Minderheit des jeweiligen Seminars, sondern einer breiteren Öffentlichkeit“ zuteil werden, wie Schulleiter Guntram Kraus in seiner Begrüßung erläuterte. 

Jochen Brand moderierte aufgeweckt-launig den Wettbewerb und übergab das Wort an Helena Hausfelder als erste Referentin. Sie hatte sich im Fach Deutsch mit „The Rocky Horror Picture Show – Aufbegehren gegen bürgerliche Moralvorstellungen um 1970“ beschäftigt und aufgezeigt, wie unter anderem Musik, Symbolik und Veränderungen in der Kleidung die Entwicklung der Protagonisten hin zu mehr Freiheit und Individualität unterstreichen. 

Simon Angerer zeigte im Anschluss, wie mittels der Verdunstung von Flüssigkeit als Antrieb Wärme- in Bewegungsenergie umgewandelt wird. Das Ergebnis des physikalischen Experiments: der Glas-Trinkvogel Clausius wippt 12 Stunden lang auf seiner Stange auf und ab, wenn er dabei seinen Schnabel in Flüssigkeit tauchen kann. Mit Alkohol funktioniert das nachweislich am besten – ein echter Schluckspecht eben. 

Danach erläuterte Fiona Materny im Fach Geschichte die Entwicklung des bayerisch-böhmischen Grenzgebiets vom Ersten Weltkrieg bis hin zu Hans-Dietrich Genschers berühmten Halbsatz in der Prager Botschaft im September 1989 und der Samtenen Revolution zwei Monate später, die zur Auflösung der CSSR in die Tschechische Republik und die Slowakei führte. Diese Ereignisse rückten das vormals wirtschaftlich stark unterentwickelte Grenzgebiet nach dem Fall der Mauer ins Zentrum Europas. „Projekte wie das Grüne Band, ein 12500 km langes Naturschutzgebiet von Finnland bis zum Balkan, das Euregio-Gastschuljahr, an dem sich das ASG seit 2013 beteiligt, und die enge Partnerschaft mit dem Ceska-Gymnasium in Budweis sind heute wichtiger denn je, um den Frieden und die Zusammenarbeit gegen den erstarkenden Nationalismus zu verteidigen!“, appellierte Fiona an ihre Zuhörer. 

Ihr folgte Marie Doering, die sich mit den politischen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Ölkrise von 1973 befasst hatte. Nach der Steigerung des Ölpreises um 70% traf die damalige Bundesregierung Maßnahmen wie den autofreien Sonntag, die aber nicht das gewünschte Ergebnis brachten und zu einer Neuausrichtung der Energiepolitik zunächst hin zu Atom, Kohle und Gas, nach dem GAU von Tschernobyl und Fukushima hin zu erneuerbaren Energien führten. 

Mit „Künstlichen Lebensräumen auf dem Wasser“ befasste sich Àron Huber im Fach Geographie und setzte seinen Schwerpunkt dabei auf die damit verbundenen technischen Herausforderungen bzgl. der Versorgung mit Trinkwasser, Nahrungsmitteln und Energie. Zwar steckt die Entwicklung dieser futuristisch anmutenden Städte noch in den Kinderschuhen und erweist sich als noch viel zu kostspielig: die Seastead in Französisch-Polynesien, die gerade gebaut wird, bietet Platz für 225 Menschen und kostet 110 Millionen Euro. Angesichts des Klimawandels und der steigenden Meeresspiegel rücken solche Lösungen aber langfristig durchaus in greifbare Nähe. 

Mit tatsächlicher Science-Fiction befasste sich Eva Philipp im W-Seminar Kunst: „Artificial love: filmische Darstellung der romantischen Beziehung zu künstlichen Wesen“ lautete das Thema ihrer Arbeit. Sie schlug den Bogen von der Literatur E.T.A. Hoffmanns und Isaac Asimov hin zu den Sci-Fi-Filmen „Der 200-Jahre-Mann“ (1999) und „Ex machina“ (2015). Hier analysierte die Schülerin vor allem Kameraperspektive und -winkel und ihre Bedeutung für die Hierarchie der dargestellten künstlichen Figuren zu ihren menschlichen Counterparts. Ihr Fazit: „Der Mensch verspürt sowohl einen Schöpferdrang als auch einen Gottkomplex, der ihn dazu verleitet, künstliche Intelligenz zu erschaffen, obwohl diese ihn zwangsläufig übertreffen muss. Der Mensch wird im besten kopernikanischen Sinne aus dem Universum verstoßen, die Angst davor spiegelt sich in dem Genre der Science-Fiction wider.“ 

Mit realen Ängsten beschäftigte sich zum Abschluss Paul Eder, der im Fach Geographie der Frage nachging, ob sich die Motivation der Anwohner am Inn, weiterhin am Fluss zu leben, durch das Hochwasser von 2013 verändert hat. Eine Befragung auf der Basis von Maslows Stufenmodell der Motivation ergab, dass die Passauer vorwiegend ihren Wohnort nicht schlechter bewerteten. Allerdings ist anzunehmen, dass eine steigende Zahl der Hochwasser-Ereignisse zu multiplen Erfahrungen und damit einhergehend zu massiveren Belastungen führen kann.

Nun lag es an der Jury, bestehend aus Guntram Kraus, Birgit Schwenger und Dr. Heidi Brandl vom Elternbeirat, Ida Jarzombek, Bastian Staudinger und Hannah Wimmer als Vertreter der SMV, die Beiträge nach inhaltlicher und sprachlicher Gestaltung, argumentativer Logik und Struktur sowie der Souveränität der Präsentation zu bewerten und die Buchgutscheine in Höhe von 100, 75 und 50 Euro angemessen zu verteilen. Das Ergebnis fiel dabei denkbar knapp aus: Simon Angerer erzielte den ersten Platz, Áron Huber folgte auf Rang zwei und Paul Eder erreichte Platz drei. 

Das Fazit des Mitorganisators Hannes Holzleiter,Mentor für Begabtenförderung und Koordinator für Berufliche Orientierung (KBO) am ASG: „Besonders beeindruckt haben mich das enorme fachwissenschaftliche Spektrum der Themen sowie die hohe Professionalität der Präsentationen, da konnte die Q11 sicher in hohem Maß profitieren. Ich freue mich schon auf die Neu-Auflage im nächsten Jahr.“

Heidrun Berger-Asen