Fahrt zur Hölle

So lautete der Titel des Schauspiels, das unsere Theatergruppe in diesem Jahr an zwei Abenden in der voll besetzten Turnhalle seinem Publikum präsentierte. Das kurze Theaterstück, das in der Münchner Jugendkultureinrichtung „FestSpielHaus“ entstand und aus der Feder von Peter Geierhaas und Fredi Öttl stammt, spielt in der U-Bahn. Natürlich findet keine normale Fahrt statt, sondern es ereignen sich verschiedene Zwischenfälle, die durch die sehr unterschiedlichen zusteigenden Passagiere des Wagens 22 ausgelöst werden. Zu Beginn sitzt ein harmloser, manchmal etwas abwesend wirkender, aber stets Bier trinkender Obdachloser (gespielt von Oliver Renschler, 9c) in der Bahn. Er hört sich das Geschehen an und gibt seine ironischen Kommentare dazu ab. Zunächst steigt ein sich streitendes Ehepaar (gespielt von Nico Wimmer, Q 12, und Eva Scharinger, 10a) ein, das auf der Heimfahrt von einer Party ist. Nico Wimmers ruhig-abgeklärte Art zu spielen und seine oft naiv wirkenden Antworten auf die Sticheleien seiner Ehefrau sorgten für einige Lacher. Allerdings gesellen sich in den nächsten Stationen ein paar unangenehmere und noch schwierigere Zeitgenossen hinzu: zwei Rechtsradikale – sehr überzeugend und kraftvoll gespielt von Melanie Konrad und Adriana Ilina (beide 10c) pöbeln die Anwesenden auf abstoßende Art an und belästigen vor allem eine selbstbewusste und hilfreiche türkische Ärztin (Elena Lehner, 10c) sowie eine schüchterne Schülerin (Laura Gomow, 10a). Für Schwung sorgt nun eine völlig nervöse und abgedrehte Geschäftsfrau (Annika Friedl, 10a), die anscheinend nicht so oft mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt und eine geheimnisvolle Mission erledigen muss: Ihre Geschäftsunterlagen, die sie sorgsam in ihrer Tasche aufbewahrt, müssen so schnell wie möglich bei der Hauptpost abgegeben werden. Diese Tasche erweckt nun die Begehrlichkeiten eines sehr heruntergekommenen jungen Mädchens, das offensichtlich auf der Straße lebt und Drogen konsumiert hat (gespielt von Jasmin Sadqi, 10c). Auf einmal steigen Kontrolleurinnen ein (Elisabeth Esch, 8a, und Jasmin Fisch, 9c) und es stellt sich heraus, dass es nur zwei gültige Fahrscheine im Wagen gibt, wobei die Ausreden der Fahrgäste hanebüchen komisch sind.

Die flinken Rechtsradikalen stehlen sich einfach Fahrscheine von den anderen und geben diese als ihre aus. Das sorgt für Verwirrung bei den Schaffnerinnen. Daraufhin beschließt die Gruppe, diese an der nächsten Haltestelle aus dem Zug zu werfen. Die Fahrgäste sind nun mächtig stolz auf ihre Aktion, jedoch fällt auf einmal der Strom aus und der Wagen bleibt stehen. Als das Licht wieder angeht, ist die Tasche verschwunden und wird bei der Drogensüchtigen gefunden. Dies sorgt nun für erneute Turbulenzen und beim Streit um die Tasche fällt auch noch bündelweise Geld heraus, was zu Spekulationen führt. Schließlich greift eine der Rechtsradikalen zur Waffe und schießt um sich, um die Lage zu klären. Ein Querschläger trifft das Junkie-Mädchen, das nun verletzt von den helfenden Frauen aus dem gestrandeten Wagen gebracht werden muss. Es verbleiben nur noch der Ehemann und die Rechtsradikalen im Waggon, die sich bei einem erneuten Stromausfall die vermeintliche Tasche schnappen und abhauen, gefolgt vom Ehemann. Als nun in der nächsten Station die Kontrolleure wieder einsteigen, finden sie nur noch den Penner mit einem gültigen Fahrschein, dem sie beim Aussteigen die ominöse Tasche in die Hand drücken.

Äußerst schwungvoll und von der Gruppe „Maske, Bühnenbild und Garderobe“ an- und den Rollen entsprechend ausstaffiert inszenierten unsere Schülerinnen und Schüler das kurzweilige Stück, das sich von einer amüsanten Komödie zum haarsträubenden Thriller entwickelte. Unterstützt wurde diese aufgeladene Atmosphäre durch treffend gesetzte Lichteffekte Toneinspielungen, mit denen die Techniker die U-Bahn-Fahrt simulierten. Jochen Brand kommentierte die Aufführung sehr positiv: „Ich war schon allein durch den Titel sehr neugierig gestimmt: „Fahrt zur Hölle“, war das als Aufforderung an das Publikum zu verstehen oder die Andeutung auf den Inhalt? Auch die Rollen waren sehr gut besetzt, die Schülerinnen und Schüler überzeugten als Figuren in der teils dramatischen, teils grotesken Situation in der U-Bahn. Da war die professionelle Handschrift von Regisseurin Lucie Bendel deutlich spürbar.“

Lucie Bendel, Heidrun Berger-Asen