Dem Biber auf der Spur – Exkursion des P-Seminars Chemie

Konflikte mit Bibern treten nicht allzu selten auf, doch bietet der heimische europäische Biber wirklich signifikantere Probleme als Vorteile für Mensch und Natur?

Überall in Bayern sind heute Spuren des Bibers zu finden, doch das war im 19. Jahrhundert nicht der Fall. Durch Verfolgung und Jagd wurde der Biber in unserer Umgebung vollständig ausgerottet. Knapp 100 Jahre später konnten durch Wiedereinbürgerungsprojekte wieder einige Exemplare in freier Natur verzeichnet werden. Heutzutage leben etwa 12.000 streng geschützte Biber in den bayrischen Gewässern, 50 davon in der Stadt Passau. Mit dem europäischen Biber, dem zweitgrößten Nagetier der Welt, ist auch eine bedeutende „Schlüssel-Art“ der Gewässerlandschaften zurückgekehrt. Durch die Veränderung monotoner Landschaften schafft das Nagetier Lebensraum für zahlreiche Tierarten, fördert die Artenvielfalt, renaturiert Fließgewässer, bildet ein Hochwasserauffangbecken und stärkt die Selbstreinigungskraft von Gewässern. Durch die zahlreichen Konfliktsituationen mit dem Biber in gewässernahen Gebieten werden manchmal die wichtigen positiven Auswirkungen auf die Natur und die Vorteile für den Menschen vergessen. Biberbeauftragte spielen in der Lösungsfindung für Probleme zwischen Menschen und Biber eine wichtige Rolle.

Quelle: http://www.cscf.ch/

Um sich von der aktuellen Lage in der Stadt Passau ein Bild zu machen, traf sich das P-Seminar Chemie (Rahmenthema „Aquatische Ökosysteme“) an einem kalten Dezembertag mit Herrn Wolf, dem Biberbeauftragten der Stadt Passau, an einem Biberrevier in Zieglreuth. Zu Gesicht bekamen wir den Biber selbst zwar nicht, jedoch gab es die beeindruckenden Bauwerke des Baumeisters zu sehen. Der Hauptbau des Bibers, welcher als Aufzuchtort der Jungen, Schlafplatz und Überwinterungsort gebraucht wird, war in Zieglreuth an einer Uferböschung gelegen. Um den Eingang des Baus unter Wasser zu halten und ihn somit zu schützen, staut der Biber das Wasser mithilfe von Dämmen an. Nahe am Hauptbau gelegen fanden wir einen exakt konstruierten beachtlichen Damm vor. Um bei möglicher Gefahr ins Wasser flüchten zu können oder den Transport von Baumaterial und Nahrung zu erleichtern baut der Biber nötige kleinere Dämme. Wir gingen unter Führung des Biberbeauftragten weiter bachaufwärts und entdeckten viele weitere Dämme und aufgestaute Bereiche. Mit vielen interessanten Informationen zum Biber selbst, seinem Lebensraum in Zieglreuth und den Konflikten in der Region wurde es trotz der Kälte nicht langweilig. Mit dem neuerworbenen breiten Wissen zum Thema Biber in der Umgebung und der Erkenntnis, wie wichtig es ist, die heimischen Arten zu schützen, ging es für uns wieder zurück ans ASG. Die Spuren des Bibers zu entdecken war der Abschluss unseres P-Seminars Chemie.

Julia Königseder