„Grimmskram“ – eine Aufführung der Theatergruppe des ASG

An welche Personen denken wir, wenn der Begriff ,,Märchen’’ fällt?

Vermutlich an die wohl berühmtesten Märchensammler, die Gebrüder Grimm. Zwar sind die beiden aus Hanau stammenden Brüder schon lange Zeit verstorben, ihr Vermächtnis aber lebt weiter, zum Beispiel im Theaterstück ,,Grimmskram“ von Julia Gastel. Es handelt von den Geschwistern Greta (gespielt von Emmeline Zimmermann) und Gregor Grimm (dargestellt von Leon Le), den heutigen Nachfahren der Gebrüder Grimm, die in der Rahmenhandlung erzählen, dass die bekannten Märchen-Figuren mit ihren Geschichten an einem modernen Gymnasium weiter existieren. Die von den „Grimms“ berichtete Geschichte spielt nicht an einem magischen, sonderbaren oder märchenhaften Ort, sondern an einer ganz normalen Schule, mit normalen Schülern als Hauptdarstellern, zumindest möchte man das anfangs meinen. Aber dem ist nicht so, denn all diese Jugendlichen sind den Figuren aus den Märchen und ihren Problemen ungeheuer ähnlich und doch ganz anders: Rapunzel (Julia Niedermeier) muss ihre Haare unter einem Kopftuch verstecken, weil ihr Vater das so will und sie darf nicht ausgehen. Schneewittchen (Melanie Muxfeldt) isst liebend gerne Äpfel und wird von den Zwergen (Emilia Grigorianu, Greta Lindlein, Marie Pawlik, Adriana Dedaj, David Kelbetz, Mai Thu Nguyen) verehrt. Sie ist aber nicht ganz so brav und lieb, sondern sie erpresst die Lehrerin Frau Stief (Elisabeth Graupe), die daraufhin die bösen Dealer Rumpel (Artjom Malyshew) und Stilzchen (Johannes Irouschek) darauf ansetzt, ihr einen gefährlichen Drink auf dem Ball unterzujubeln. Rotkäppchen (Josefine Sarembe) bringt zwar der Oma Kuchen – wie im Märchen – sie ist aber auch eine investigative Journalistin, die hinter das Geheimnis der Drogenküche von Rumpel und Stielzchen kommt. Neu an der Schule ist der Schüler Schneider, hingebungsvoll gespielt von Josef Hopper Harley, dem laut Insta-Account sieben Mädchen auf einmal zu Füßen lagen. Ihn findet Schneewittchen attraktiv, er aber hat nur Augen für sein Rapunzel. Und schließlich ist da Cinderella (Frieda Neckermann), die kein Kleid für den Ball hat und in der Schule am Nachmittag heimlich putzt, um etwas zu verdienen, und sie muss für Schneewittchen auch noch die Deutsch-Aufsätze schreiben. Daraus entwickelt sich eine teils lustige, teils spannende Handlung, die schließlich am Maskenball, auf dem sich alle treffen, ihren Höhepunkt hat. Natürlich geht es trotz Giftanschlags auf Schneewittchen gut aus, Rapunzels Vater erfährt nichts davon, dass sie heimlich ausgeht und Cindy tanzt schließlich mit Stielzchen, der Schneewittchen mit einem KUSS, einer kurzen unteren Speiseröhrenstimulation rettet, von der Bühne.

Die Theatergruppe des ASG hat unter der Leitung von Lucie Bendel aus der Textvorlage von Julia Gastel eine kurzweilige und vielfältige Aufführung gemacht, die mit lustigen kurzen Musikeinspielungen, einer passenden Beleuchtung und einem wechselnden Bühnenbild mit schönen Details lebendig gestaltet wurde. Die Zuschauer waren von dem Einsatz und der Hingabe der Schauspieler begeistert, vor allem aber gefiel der eingespielte, selbst gedrehte Film, in welchem Rumpel und Stielzchen in das Chemie-Labor der Schule einbrechen, um dort selbst ihre verbotenen Substanzen herzustellen. Gerade für das Einspielen des Films zeigte sich die Mensa der Schule einmal mehr als praktischer Mehrzweckraum, in dem auch Theateraufführungen einen schönen Platz haben.

Lucie Bendel

Fotos von Hans Grimm